Hiddensee gilt als der sonnenreichste Ort des Landes. Und obgleich sie nur rund 40 km Luftlinie von Prerow entfernt ist, ist hier heute nichts davon zu spüren gewesen. ^^

Aber gut, wir waren nur zum Essen da, wo das Küstenwetter nicht das größte Hindernis ist. Aber vermehrt fiel uns auf, wie stramm hier alles auf Gewinnmaximierung getrimmt ist. Erneut begaben wir uns zur Seebrücke und den dortigen Ständen, die verschiedenste Gerichte, nicht ganz unerwartet vorwiegend Fisch, im Programm haben.

Füsse waschen verboten

Aber erstmal haben wir eine der Toiletten angesteuert. Immerhin, sie waren sauber und mit einem Beitrag von 50 Cent im normalen Bereich. Nichts desto Trotz ist der Besuch erwähnenswert. Wir waren wohl die ersten Nutzer und wie man das so macht, der Kerl wartet draußen, bewacht den Rucksack der Liebsten, während sie sich dem Geschäft hingibt. Ich beobachte die Toiletten-Sachverständige bei der Zwischenreinigung. Das schien sie zu einem seltsamen Verhalten animiert zu haben, denn sie brach das Reinigen ab, ging in ihren Kabuff, kommt mit Stuhl und einer Plastikbox voll mit 50 Cent-Stücken wieder raus. Setzt sich, die Box (grob geschätzt ca. 100,– bis 200,– Euro) auf ihrem Schoß und schaut mich erwartungsvoll an.

Nun dürft Ihr Euch ein Schulterzucken meinerseits vorstellen und promt trägt sie ihren Schatz wieder rein. Ihr seid irritiert? Ok, dann bin ich nicht allein.

Anschließen stürzten wir uns erst auf Fisch- und Wildfrikadellen-Brötchen um uns im Anschluss einer Erbensuppe hinzugeben, mit einer dicken Bockwurst. Denn hier schlägt die Stunde das wahren Mannes. Und der hat ein Messer mit. Das wurde auch dringend benötigt, denn man wirft hier die Wurst selbstverständlich ganz in die Suppe, reicht neben dem Metallöffel auch eine Holzgabel. Aber Messer … der Typ sagte ernsthaft, man solle es mit der Gabel versuchen zu zerteilen. Ich weiß nicht, wie ich das letztendlich bewerten soll. Aber im Ernst, liebe Gastronomen: Auch wenn die Corona-Jahre schwer waren, es wird nicht besser, wenn ihr nur erbärmlichen Service bietet. Vor allem, wenn die olle Suppe mit 7,50 Euro jenseits von gut und böse ist.

Besteck

Ein kleiner Exkurs noch zu den hier verbreiteten Blutsaugern. Die Asiatische Tigermücke hat’s ja nun deutschlandweit geschafft, sich zum Hassobjekt Nr. 1 zu machen. Auch hier ist das so. Egal welchen Teil der Halbinsel man besucht, diese Viecher trifft man überall. Und nicht ein paar, sondern ganze Schwärme sind’s, die aus allen Büschen springen. Mein im letzten Kroatien-Urlaub erworbenes Autan ist tatsächlich deutlich zuverlässiger, als das Zeug, dass es hier in Drogerien gibt. Aber die Mücke im Bild starb während des unverschämten Versuches, meine Freundin anzuzapfen.

Und so gings weiter zu einem Parkplatz in den Nähe von Arenshoop. Hier haben sich die Parkautomaten-Betreiber was ganz Dolles ausgedacht. Mittels App kann man zahlen. Wow, cool. Im Ausland schon ewig Standard, in Kroatien haben wir durchgehend gute Erfahrungen damit gemacht. QR Code des Parkplatz gescannt. Dort gibt es Einheitspreise. Auswählen, zahlen, fertig.

Hier wurde es schon etwas ausgefeilter. Man konnte 1, 2 oder 3 Stunden buchen, oder eine Tageskarte. Für den geplanten Weg hatte ich 2- max. 3 Stunden vorhergesehen. Will man 3 Stunden buchen, kosten die 6 Euro. Mit einer EC-, Giro-Card oder Paypal kann man nur mit einem Guthaben den Parkvorgang starten. Okey, schauen wir mal wie das geht. Man kann 5, 10 oder 20 Euro in sein Guthabenkonto laden. Was man nicht kann ist sechs (6) verdammte Euro aufladen, für die max. 3 Stunden. Okey, ich soll also 4 Euro bis zum Sankt Nimmerleinstag in einem Guthabenkonto liegenlassen. Nee.

Es gab da nämlich noch die Option PayU, die die Kreditkarte verwendet und es nach tatsächlicher Zeit im o.g. Takt abrechnet. Ok, dann das. Daten eingegeben und den Parkvorgang gestartet. Das nächste Fenster sagt „Wir buchen erstmal den Tagessatz ab, du Vollidiot“. Tatsächlich startet dann eine Uhr, bei der man Stopp drücken darf, wenn das Parken beendet ist, aber erstmal haben die sich im Voraus 10,10 Euro von der Kreditkarte geholt. Man muss zur Ehrenrettung anführen, nach dem Parken (2 Stunden 28 Minuten) wurden 4,– Euro zurückgebucht. Aber weder ist klar, wofür die 10 Cent sind, noch, warum man überhaupt so vorgeht. Vertrauenserweckend ist das jedensfalls nicht.

Stürmisch an der Ostsee

Die Ostsee präsentiert sich am heiligen Montag (Muss heilig sein, bei der Zahl der Geschäfte, die montags Ruhetag haben) wie die Nordsee. Ok, ein bisschen grüner vielleicht, aber reichlich aufgewühlt und windig. Sehr sehr windig. Wir hätten uns bei dem Wetter ein kleines Entgegenkommen gewünscht. Aber Teutates macht was er will.

Die Frau wollte allerdings unbedingt die Windflüchter sehen, die uns auf den meisten Werbungen für den Landesteil auf Bildern präsentiert werden. Bereits vor drei Jahren konnten sie durch uns nicht gefunden werden. Und so stampften wir tapfer, mit dem Wind im Rücken, den Weststrand entlang in Richtung Norden. Und wir haben einiges gesehen, Muscheln, Sandflöhe, vermummte Touristen und sonstiges Strandgut. Aber Windflüchter? Fehlanzeige. So bleibt nur die Mutmaßung, dass den Windflüchtern die Flucht gelang, oder alle während der Flucht standrechtlich erschossen wurden.

Kein Windflüchter auf weiter Flur

Beim Rückweg gegen den Wind hat sich das Anziehen von Windstopperkleidung ausgezahlt. Frisch war es trotzdem.

In Sachen Strecke konnten wir gegenüber Gestern noch eine kleine Schippe drauf legen.

Zum Tagesabschluss gab es dann Kuchen vom Feinsten im Cafe Pieni. Bevor wir dort ankamen ein weiteres Wort zum Parken. Es kam uns surreal vor. Arenshoop, die Künstlerkolonie, bietet Kunst im Umgang mit Touristen. Direkt im Ort ein freier Parkplatz und völlig umsonst. *like*

So zufriedengestellt verbrachten wir den Rest des späten Nachmittags am Strand in einem geenterten Strandkorb. Und Morgen geht’s dann zu Etappe 2 des Kurzurlaubes, Prora. Hoffen wir, dass uns das Wetter nicht weiter Steine in den Weg stellt.